Viele denken beim Onboarding nur an den ersten Arbeitstag. Doch der eigentliche Einstieg beginnt viel früher – beim ersten Gespräch. Genau hier entscheidet sich, ob Vertrauen entsteht. Und häufig hängt alles an einem einzigen Moment: der persönlichen Kurzvorstellung. Nicht nur Bewerbende sollten diesen Einstieg beherrschen – auch Führungskräfte brauchen ihn. Denn: Wer nicht klar sagt, wofür er steht, hinterlässt Unklarheit.
Schluss mit Lebenslauf-Verhören
Jede*r kennt sie: Diese zähen Interviews, in denen Station für Station abgefragt wird. „Was haben Sie 2019 gemacht? Warum der Wechsel?“ – Lebenslauf-Verhöre eben. Kein Gespräch auf Augenhöhe, kein echtes Kennenlernen. Dabei wünschen sich laut einer Umfrage von softgarden (2023) 72 % der Bewerbenden mehr persönliche und ehrliche Gespräche, statt reiner Faktenabfragen.
Die Herausforderungen im Elevator Pitch – für beide Seiten
Führungskräfte sind oft keine Interviewprofis. Viele wissen, was sie suchen – aber nicht, wie sie es fragen sollen.
Bewerber wiederum erzählen zu viel, zu unstrukturiert oder bleiben vage – aus Angst, sich falsch zu verkaufen.
Beide Seiten verpassen so den Moment, eine Verbindung aufzubauen. Und das ist gerade beim späteren Onboarding fatal.
Warum eine starke Selbstpräsentation hier so wichtig ist
Eine gute persönliche Einführung bringt auf den Punkt:
- Wer bin ich als Mensch & Profi?
- Was ist mir in der Zusammenarbeit wichtig?
- Was kann man konkret von mir erwarten?
Und das gilt für beide Seiten:
Führungskraft-Beispiel:
„Mir ist wichtig, dass du schnell eigenständig arbeitest – aber du bekommst von mir jede Rückendeckung, die du brauchst. Ich bin da, aber ich kontrolliere nicht alles. Offenheit und Tempo sind mir wichtiger als Hierarchien.“
Bewerber-Beispiel:
„Ich bin jemand, der Prozesse gern hinterfragt und verbessert – ohne ständig alles neu zu erfinden. In meinem letzten Job habe ich das Onboarding verkürzt und gleichzeitig das Feedback verbessert – das hat dem ganzen Team geholfen.“
Warum Storytelling in der Selbstpräsentation wirkt
Ein starker erster Eindruck bleibt nur hängen, wenn er emotional berührt. Das gelingt nicht mit Stichpunkten oder Buzzwords – sondern mit Geschichten. Storytelling erzeugt Bilder, weckt Vertrauen und schafft Identifikation.
Laut einer Studie von Stanford bleiben Informationen, die in Geschichten verpackt sind, bis zu 22-mal besser im Gedächtnis als reine Fakten.
Beispiel: Buzzword vs. Story
- Buzzword: „Ich bin teamorientiert und belastbar.“
- Storytelling: „Im letzten Projekt mussten wir einen Launch in der Hälfte der Zeit stemmen. Ich habe freiwillig die Abstimmung mit dem Kunden übernommen, weil ich wusste, dass mein Team sich dann auf die Umsetzung konzentrieren kann.“
Welche Variante bleibt hängen? Genau.
So nutzt du Storytelling in deiner Vorstellung
- Wähle ein Schlüsselthema deines Profils Zum Beispiel: Führung, Initiative, Teamwork, analytisches Denken. Was macht dich aus?
- Erzähle eine Mini-Geschichte Kurz, konkret, nachvollziehbar. Situation – Aktion – Ergebnis (quasi eine STAR-Mini-Version):
„Als wir kurzfristig ein neues Teammitglied integrieren mussten, habe ich innerhalb von 3 Tagen ein Onboarding-Paket erstellt, das jetzt fester Bestandteil unseres Prozesses ist.“
- Zeige Haltung und Werte Was ist dir wichtig? Wo gehst du mit gutem Beispiel voran? Was motiviert dich?
„Ich glaube daran, dass gute Führung beginnt, bevor jemand startet. Deshalb nutze ich das Bewerbungsgespräch auch als Einstieg in eine echte Beziehung.“
- Nutze starke Bilder und Vergleiche Menschen denken in Bildern. Sag nicht: „Ich bin stressresistent“. Sag:
„Wenn’s brennt, bleibe ich ruhig – ich bin eher der Feuerwehrtyp als der Alarmknopf.“
Die Selbstvorstellung als Startpunkt für Onboarding
Dieser persönliche Einstieg ist mehr als Smalltalk. Er ist der erste Anker für Vertrauen. Gerade in den ersten 90 Tagen – in denen laut Gallup-Studie fast 30 % der neuen Mitarbeitenden innerlich kündigen, weil sie sich verloren fühlen – macht eine klare Kommunikation den Unterschied.
So entfaltet dieser Einstieg seine Wirkung im Onboarding:
- Im Team-Kennenlernen hilft er, sich souverän vorzustellen.
- In der Zusammenarbeit mit der Führungskraft stärkt er gegenseitiges Verständnis.
- Beim Einfinden in neue Rollen gibt er Struktur und Orientierung.
Tipps für Führungskräfte im Interview
- Bereite deine eigene Vorstellung vor: Wer bist du als Chef?
- Stell offene Fragen: „Was hat dich besonders geprägt?“
- Nutze Storytelling auch für dein Team: „Was erwartet dich bei uns?“
- Teile Fehler oder Learnings – das macht dich menschlich und nahbar.
Tipps für Bewerber
- Entwickle deinen USP als Geschichte: Wo hast du etwas bewirkt?
- Übe laut: Klingt es flüssig oder wie ein Werbespot?
- Verbinde Kompetenzen mit echten Beispielen.
- Sei ehrlich: Menschen spüren Authentizität.
Fazit
Onboarding beginnt nicht mit einer Mail zur Einarbeitung – es beginnt im Kopf. Und zwar im ersten Gespräch. Wer dort klar, menschlich und auf den Punkt kommuniziert, macht aus einem Interview den ersten Schritt in eine gelungene Zusammenarbeit.
Storytelling in der Selbstpräsentation ist dabei kein Gimmick, sondern ein Gamechanger. Für Bewerber. Für Führungskräfte. Für Teams. Und für Unternehmen, die langfristig binden wollen, statt dauerhaft zu suchen.
PS: Du willst das nicht nur lesen, sondern auch können?
In meiner Recruiting Masterclass lernst du, wie du:
- als Führungskraft oder Entscheider souveräne Gespräche führst,
- deine Vorstellung so formulierst, dass sie hängen bleibt (auch ohne Buzzwords),
- Storytelling gezielt einsetzt, um Vertrauen und Wirkung aufzubauen,
- und psychologische Prinzipien anwendest, um Bewerbende wirklich zu erreichen – statt sie zu prüfen wie bei der Führerschein-Theorie.
Mit Wissen aus über 1.500 Interviews, psychologischen Erkenntnissen aus Coaching und HR – und einer Portion Humor. Denn: Wer Interviews führt wie ein Bewerbungskrimi, bekommt keine Helden fürs Team. Lass uns das ändern.
Jetzt die Recruitment Masterclass buchen: Hier gehts los
Wikipedia: Elevator Pitch